Skalen-Theorie

Melodik

Melodie, Harmonie und Rhythmus
sind die Grundlagen der Musik.

Über Melodien

Eine Melodie ist eine Folge von Tönen, die in einer bestimmten Reihenfolge und einem bestimmten Rhythmus angeordnet sind. Durch diese Struktur wird sie als eine zusammenhängende musikalische Einheit wahrgenommen. Oft ist die Melodie das zentrale und einprägsamste Bestandteil eines Musikstücks – sie zieht die Aufmerksamkeit des Zuhörers auf sich, bleibt im Gedächtnis haften und ermöglicht es, ein Stück von anderen zu unterscheiden.

Eine Melodie ist in der Regel einstimmig und lässt sich nachsingen. Der Begriff „Melos“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Gesang“.

Wenn eine zweite Stimme zu einer Melodie hinzugefügt wird, kann sie diese auf verschiedene Weise unterstützen oder ergänzen:

  • Unisono: Eine gleiche Stimme als Verstärkung hinzufügen. Auch eine oktavierte Stimme ist unisono.
  • Homophon: Eine „zweite Stimme“ unterstützt die Hauptmelodie harmonisch, zum Beispiel durch Intervalle wie Terzen oder Sexten.
  • Polyphon: Eine eigenständige zweite Melodie, die kontrapunktisch zur Hauptmelodie steht, wird als polyphone Stimme bezeichnet. Solche Stimmen findet man häufig als Bassstimme in Gitarrenstücken, als „dritte Stimme“ in der alpenländischen Volksmusik oder in komplexeren Kompositionen.
Aspekte einer Melodie
  • Tonhöhe und Tonlänge
    Die Melodie entsteht durch die Auswahl einzelner Töne und ihre Anordnung nach Tonhöhe und Tonlänge (Dauer).
  • Skalen (Tonleiter)
    Eine Melodie basiert auf einer Tonleiter, die als Grundlage für die Abfolge der Töne dient. Komplexere Melodien können aus mehreren Tonleitern oder Tonarten bestehen, die miteinander kombiniert werden.
  • Grundton
    Der Schlusston oder Zielton (Finalis) einer Melodie ist von zentraler Bedeutung und wird als Grundton bezeichnet. Die Melodie kann auf einem beliebigen Ton der Tonleiter beginnen, endet aber immer auf dem Grundton.
  • Tonumfang
    Der Tonumfang (Ambitus) umfasst den Bereich zwischen dem tiefsten und dem höchsten Ton einer Melodie.
  • Melodierhythmus
    Der Rhythmus einer Melodie definiert die zeitliche Struktur der Töne, d.h. die Dauer der einzelnen Töne und ihr Verhältnis zueinander.
  • Melodische Kontur
    Die melodische Kontur beschreibt den Verlauf der Melodie, also das Auf und Ab der Töne innerhalb der Tonleiter.
  • Melodiephrasen
    Melodien können in kleinere sinnvolle Einheiten oder „Phrasen“ unterteilt werden, die zusammenhängende Abschnitte (Vorder- und Nachsatz) bilden.
  • Wiederholung und Variation
    Melodien enthalten Motive, Phrasen oder Themen, die durch Wiederholung und Variation Struktur in ein Musikstück bringen.

Aspekte der Skalen

Der Ansatz zum Verständnis von Skalen bzw. Tonleitern zielt auf das praktische Spiel, nicht auf die reine Theorie. Ziel ist es, den Umgang mit Skalen im Kontext des Musizierens zu fördern, um die Spielfähigkeit und somit auch die Ausdrucksmöglichkeiten zu verbessern.

  • Theorie
    • Struktur der Skalen: Pentatonik, Diatonik, Chromatik, Dur, Moll usw.
    • Tonarten: C-Dur, G-Dur usw.
  • Praxis
    • Skalen aus Melodien erkennen (extrahieren)
    • Tonumfang, Grundton und Skalentyp bestimmen
  • Übungen
    • Praxisbezogene Skalen-Übungen
    • Spieltechnische Grundlagen: Elementare Greif- und Anschlagstechniken

Skalen-Theorie

Skalen, auch Tonleitern genannt, bilden die Grundlage für den Aufbau und das Verständnis melodischer Strukturen. Sie bilden den Rahmen für Melodien und dienen als Grundlage für Improvisationen.

Das regelmäßige Üben von Tonleitern hilft auch fortgeschrittenen Spielern, die Anordnung der Töne auf dem Griffbrett besser zu verstehen, flüssiger zu spielen und die Umsetzung von Noten in Spielpraxis zu beschleunigen.

Die wichtigsten Tonleiter

Das abendländische Tonsystem, das die Grundlage unserer Musik bildet, hat sich über Jahrhunderte entwickelt. Es basiert auf der Einteilung der Oktave in zwölf gleichmäßige Halbtöne und umfasst sowohl melodische (Tonleitern) als auch harmonische Strukturen (Akkorde). Sie wird in Musikstilen wie Klassik, Volksmusik, Folk, Rock, Blues und Jazz verwendet.

Jede Tonleiter mit ihrem spezifischen Intervallmuster - der Abfolge von Ganz- und Halbtönen - kann über jeden der zwölf Töne gespielt, also transponiert werden. In der Notenschrift wird die Tonart durch Vorzeichen dargestellt (♯ = Kreuz, ♭ = Be).

Der Quintenzirkel (im Uhrzeigersinn) oder Quartenzirkel (gegen den Uhrzeigersinn) veranschaulicht die theoretischen Beziehungen zwischen den Tonarten. Auf der Außenseite des Kreises sind die Durtonarten mit Großbuchstaben gekennzeichnet, auf der Innenseite die parallelen Molltonarten mit Kleinbuchstaben.

Die Bezeichnung der Töne erfolgt in deutscher Sprache. Im Englischen wird der Ton H als B bezeichnet und z.B. Fis als F♯ (F sharp) und Ges als G♭ (G flat).

  • Dur-Tonleiter
    • Die Struktur der Dur-Tonleiter besteht aus sieben verschiedenen Tönen und folgt einem Muster von Ganz- und Halbtonschritten: Ganzton - Ganzton - Halbton - Ganzton - Ganzton - Ganzton - Halbton. (Auf dem Griffbrett entspricht ein Ganzton zwei Bünden und ein Halbton einem Bund).
    • Beispiel / C-Dur: C - D - E - F - G - A - H - C
    • Die diatonische Tonleiter verwendet nur Stammtöne (leitereigene Töne), in C-Dur also nur die Töne: C D E F G A H. Als diatonisch bezeichnet man auch Instrumente wie die diatonische Harmonika oder das diatonische Hackbrett, die nur die Stammtöne einer Tonleiter enthalten.
    • Die Fünftonreihe umfasst die ersten fünf Töne der Dur-Tonleiter: C - D - E - F - G. Lieder im Fünftonraum sind leicht zu spielen und finden sich in Lehrbüchern als Einstieg in das Melodiespiel.
  • Moll-Tonleiter
    • Die Moll-Tonleiter leitet sich von der Dur-Tonleiter ab und besteht ebenfalls aus sieben Tönen, jedoch mit einer anderen Anordnung der Ganz- und Halbtonschritte: Ganzton - Halbton - Ganzton - Halbton - Ganzton - Ganzton.
    • Beispiel: natürlichen Molltonleiter
      A-Moll: A - H - C - D - E - F - G - A
    • Neben der natürlichen Molltonleiter, die auch als äolische Molltonleiter bezeichnet wird, gibt es vor allem in der klassischen Musik die harmonische und die melodische Molltonleiter.
    • Beispiel: harmonische Molltonleiter
      A-Moll harmonisch: A - H - C - D - E - F - Gis - A
    • Beispiel: melodische Molltonleiter
      A-Moll melodisch:
      (aufsteigend) A - H - C - D - E - Fis - Gis - A
      (absteigend) A - H - C - D - E - F - G - A
  • Modale Tonleiter
    • Ionischer Modus (entspricht der Durtonleiter)
      Beispiel / C-Ionisch: C - D - E - F - G - A - H - C
    • Dorischer Modus
      Beispiel / D-Dorisch: D - E - F - G - A - H - C - D
    • Phrygischer Modus
      Beispiel: E-Phrygisch: E - F - G - A - H - C - D - E
    • Lydischer Modus
      Beispiel / F-Lydisch: F - G - A - H - C - D - E - F
    • Mixolydischer Modus
      Beispiel / G-Mixolydisch: G - A - H - C - D - E - F - G
    • Aeolischer Modus (entspricht der natürlichen Molltonleiter)
      Beispiel / A-Aeolisch: A - H - C - D - E - F - G - A
    • Lokrischer Modus
      Beispiel / H-Lokrisch: H - C - D - E - F - G - A - H
  • Pentatonik
    Pentatonische Tonleitern bestehen aus fünf verschiedenen Tönen und enthalten keine Halbtöne.
    • Dur-Pentatonik
      Beispiel / C-Dur-Pentatonik: C – D – E – G – A – C
    • Moll-Pentatonik
      Beispiel / A-Moll-Pentatonik: A – C – D – E – G – A
  • Chromatische Tonleiter
    Die chromatische Tonleiter umfasst alle 12 Halbtöne einer Oktave. Die aufsteigende chromatische Tonleiter wird in der Regel durch erhöhte Töne (Kreuze) dargestellt, die absteigende durch erniedrigte Töne (Bes).
    • Enharmonik
      Von Stammtönen abgeleitete Töne können verschiedene Tonnamen haben und werden als „enharmonisch gleich“ bezeichnet.
      Beispiele: Fis ≈ Ges, As ≈ Gis, H ≈ Ais. Die von den Stammtönen abgeleiteten Töne können unterschiedliche Tonnamen haben, was als „enharmonisch gleich“ bezeichnet wird.
    • Chromatische Stimmgeräte
      Bei chromatischen Stimmgeräten werden die Töne nur aufsteigend mit erhöhten Tönen (Kreuzen) angezeigt.
    • Beispiel / C-Dur chromatisch:
      aufsteigend: C - Cis - D - Dis - E - F - Fis - G - Gis - A - Ais - H - C
      absteigend: C - H - B - A - As - G - Ges - F - E - Es - D - Des - C

Diatonische Skalen

Horizontale und vertikale Fingersätze

Horizontale Fingersätze beziehen sich auf das Spiel einer einzelnen Saite oder eines Saitenpaares, wie z.B. Terzen oder Oktaven.

Vertikale Fingersätze sind grundsätzlich in einer Lage über mehrere Saiten.

Das folgende Beispiel zeigt die C-Dur-Tonleiter, horizontal auf der ② Saite und vertikal in der V. Lage. Der Grundton ist grau.

Standard-Fingersätze

Neben den Tonleitern mit Leersaiten gibt es 5 verschiebbare Fingersätze. Diese werden als Boxen bezeichnet und dem Greiffinger/Saite des Grundtons (grau) zugeordnet.

Beispiel: Box 2/5 ist der Fingersatz, der den Grundton mit Finger 2 (Mittelfinger) auf der ⑤ Saite greift.

3-Töne/Saite-Fingersatz

Wenn jeweils 3 Töne der Tonleiter auf einer Saite gegriffen werden, gibt es 7 verschiedene Fingersätze.

Chromatische Skalen

Die chromatische Tonleiter mit dem horizontalen Fingersatz kann mit einem, zwei, drei oder, wie abgebildet, mit vier Fingern gespielt werden.

Der vertikale Fingersatz zeigt eine Spreizung des Fingers 1 beim Aufwärtsspielen und eine Spreizung des Fingers 4 beim Abwärtsspielen.