Gitarre lernen

 Gitarre lernen

Gitarre spielen – ein Wunderwerk

Noten/Tabulatur umsetzten

Tonraum

Die Noten/Tabulatur werden in Bewegungsabläufe (motorische Muster) umgesetzt und in eine Planungsphase gebracht: Welcher Finger der Greifhand greift welche Saite in welchem Bund und schlägt sie mit welchem Finger der Anschlaghand an?

Die Art und Weise des Greifens und Anschlagens wird übergeordnet durch die entsprechende Gitarrentechnik bestimmt.

Zeitraum

Die Tondauer wird durch die Notenlänge bzw. durch rhythmische Aspekte bestimmt und in eine musikalische Zeitraum-Vorstellung gebracht, die dann durch Bewegung in ein Zeit- oder Taktgefühl umgesetzt wird.

Bevor der Ton erklingt

Die Musik entsteht zuerst in der Antizipation im Kopf. Bevor die Saite angeschlagen wird, geht die Planungsphase in eine Programmierungsphase über. Das bedeutet für Fortgeschrittene: Vorhandene musikalische und technische Strukturen werden abgerufen und neu zusammengesetzt.

Bei Anfängern müssen diese musikalischen und technischen Fähigkeiten erst noch entwickelt werden.

Auch wie der Ton klingen soll, wird vor dem Anschlagen in der Vorstellung bestimmt. Je differenzierter und präziser die Klangvorstellung ist, desto besser lassen sich die musikalischen Aspekte steuern und gestalten.

Durch die Saitenberührung werden alle feinmotorischen Sinnesinformationen neben den möglichen visuellen Eindrücken aufgenommen.

Die emotionale Einfärbung erfolgt nicht bewusst, sondern wird durch die Stimmung des Musikers beeinflusst, noch bevor der Ton erklingt.

Melodiephrasen üben

In der Musik ist eine Phrase eine Gliederungseinheit, die aus einer Melodie, einem Teil oder einem Abschnitt besteht. Das Üben von Melodiephrasen kann in drei Phasen unterteilt werden, wobei sich jede Phase mit den vorhergehenden oder nachfolgenden Phasen überschneiden kann.

Phase 1
Noten/Tabulatur umsetzen

Bei der Umsetzung der Noten/Tabulatur auf der Gitarre ist der Fingersatz eine Art Wegweiser oder Leitfaden. Wer wenig Erfahrung mit dem Musikstil und der entsprechenden Spieltechnik hat, sollte unbedingt dem Fingersatz folgen.

Bei Melodiephrasen wird zuerst die Greifhand geplant bzw. der Fingersatz ausgeführt. Bei der Erarbeitung der Greifhand kann die Anschlagshand zunächst vernachlässigt werden. Sie sollte dann aber als Vorbereitung für die nächste Phase möglichst mit dem vorgegebenen Fingersatz ausgeführt und mit der Greifhand koordiniert werden. Mehr über FingersatzLinkpfeil

Schwierige Stellen können als Vorübungen aufgefächert und vorab als Akkordfolge oder Tonleiter für die Greifhand oder als Pattern für die Anschlaghand aufgeteilt werden.

Spiele die Melodiephrasen im langsamen Tempo, so dass jede Bewegung bewusst gesteuert und kontrolliert werden kann. Füge dann die einzelnen Bewegungselemente zu einem Bewegungsablauf zusammen. Kontrollierte und automatisierte Bewegungen werden in verschiedenen Hirnregionen gespeichert. Die zeitliche Koordination erfolgt dann noch einmal woanders.

Phase 2
Auswendiglernen und Automatisieren

Die Melodiephrase sollte als Vorlage fehlerfrei, langsam und flüssig gespielt werden können. Durch Wiederholung und langsame Temposteigerung wird sie so lange geübt, bis die Finger wie von selbst laufen und die Phrase auswendig gespielt werden kann. Üben beginnt mit Wiederholen!

Die Hörbeispiele (Audiodateien) können einerseits einen ganzheitlichen Höreindruck vermitteln und andererseits als Ausgangspunkt für spätere Wiederholungen als Schleife (Loop) dienen. Mit den Klicks als Vorzähler können die Melodiephrasen mitgespielt und verglichen werden. Der rhythmische Aspekt (Melodierhythmus) kann nach Gehör erfasst und geübt werden.

Aus der Hirnforschung wissen wir, dass Geübtes zunächst im Kurzzeitgedächtnis zwischengespeichert wird und erst während des Schlafes im Langzeitgedächtnis abgelegt und die Synapsen verbunden werden (vereinfacht ausgedrückt). Es dauert also mehrere Tage, bis das Geübte automatisiert abgerufen werden kann.

Phase 2
Mentales Üben, Verinnerlichung und emotionale Einfärbung

Die einfachste Form des mentalen Übens besteht darin, sich die Melodie innerlich vorzustellen oder ablaufen zu lassen. Praktisch kann die Melodie gesungen (gesummt) oder gesprochen werden. Neben der klanglichen Vorstellung können auch Akkorde als Griffbilder oder Fingersätze als Bewegungsabläufe ohne Instrument mental geübt werden.

Der rhythmische Aspekt (Rhythmus der Melodie, Rhythmus der Bassstimme usw.) kann durch rhythmisches Sprechen und gleichmäßiges metronomisches Klopfen mit dem Fuß oder der Hand geübt und verinnerlicht werden. Der Rhythmus wird gesprochen und das Metrum (Timing) geklopft und so als Bewegungsablauf gespeichert. Wie genau in einem Takt geklopft wird, hängt von der Art des Stückes (Groove) ab. So können Viertel, Halbe, punktierte Halbe oder auch Kombinationen geklopft werden. Auf jeden Fall sollte am Anfang langsam geklopft werden, eventuell in Achtel- oder Viertelbewegungen unterteilt.

Zur Verinnerlichung gehört auch das Gestalten einer Melodie, die so in die eigene Vorstellung umgesetzt werden kann. Artikulation ( Akzentuierungen, kurz oder lang gespielte Töne etc.), Phrasierung, Vibrato oder auch rhythmische Dehnungen oder Verdichtungen ("laid back") können eingebaut oder ausprobiert werden.

Die emotionale Einfärbung ist am einfachsten zu verstehen, wenn man versucht, einmal mit Gefühl und einmal ohne Gefühl zu spielen. Man kann es auch sehr gut an der Sprache nachvollziehen: ein Wort mit Gefühl oder ohne Gefühl (emotionslos) aussprechen.

Akkordwechsel

Methode des Umgreifens

Bei einem Akkordwechsel gibt es grundsätzlich drei mögliche Bewegungsabläufe:

  • Griffwechsel in einer Position
    • vertikale Fingerbewegung
    • Umgreifen in einer Lage
    • Beispiel: Grundakkorde / Barréakkorde in einer Lage mit verschiedenen Grifftypen
  • Positionswechsel ohne Griffwechsel
    • horizontale Handbewegung (mit Daumenführung)
    • Lagenwechsel ohne Griffwechsel
    • Beispiel: Barréakkorde mit gleichem Grifftyp in verschiedenen Lagen
  • Griff- und Positionswechsel
    • Nacheinander: zuerst vertikale Fingerbewegung und dann horizontale Handbewegung
    • Gleichzeitig: vertikale Finger- und horizontale Handbewegung
    • Beispiel: Barréakkorde mit verschiedenen Grifftypen in verschiedenen Lagen / Kombinationen von Grund- und Barréakkorde

Synchronisieren der Greif- und Anschlagshand

Je besser die Bewegungsabläufe der Anschlags- und Greifhand automatisierten sind, umso leichter lassen sie sich Zusammenführen und zeitlich synchronisieren. Die Bewegungsabläufe sollten dabei langsam ausgeführt werden.

In der Praxis heißt das, dass ein Stück möglichst langsam gespielt werden soll. Sehr langsam!

Akkorde sollten zuerst in einem langsamen Tempo gespielt und das Umgreifen beim gleichen Tempo, zuerst langsam und dann schnell ausgeführt werden. Also Langsam spielen und schnell Umgreifen!

Griffwechsel bei Grundakkorden

» Die Methode zeigt wie Akkordwechsel, durch effizientes Üben, möglichst zeitnah zum Musizieren eingesetzt werden können. «

Die Bewegungsabläufe gilt es zu optimieren, so dass die Finger ökonomisch und gleichzeitig ins Ziel bewegt werden. Ökonomisch heißt: der kürzeste Weg mit einer flüssigen Umgreifbewegung. Gleichzeitig heißt: die verschiedenen Finger gleichzeitig in die gleiche oder entgegengesetzte Richtung zu bewegen.

  • Zuerst werden die Akkorde von den Noten/Tabulaturen oder den entsprechenden Akkorddiagrammen (Griffbilder) umgesetzt. Die Folge der Akkorde ergeben den Griffwechsel und zeigen den Weg der Finger von Akkord zu Akkord. Dieser Bewegungsablauf soll effizient geübt werden – kürzester Weg und gleichzeitiger Bewegungsablauf.
  • Die Finger sollten möglichst nahe am Bundstab greifen, damit der benötigte Druck gering gehalten werden kann und somit die Beweglichkeit erleichtert.
  • Beim Lernen eines Griffwechsels wird als erster Schritt die einzelnen Finger, auf dem kürzesten Weg und mit der kleinstmöglichen Bewegung, ins Ziel gebracht. Im zweiten Schritt werden dann diese Bewegungen gleichzeitig ausgeführt und automatisiert. Um die Steuerung der Finger zu kontrollieren sollten die Bewegungsabläufe sehr langsam, sozusagen in Zeitlupe und »trocken« (ohne die Saiten anzuschlagen), geübt werden.

Praktische Beispiele

Grundakkorde: C – Am

  • Finger 1 und 2
    • liegen lassen (rot eingekreist)
    • Greift Finger 2 nahe beim Bundstab, ruscht er beim Am-Akkord etwas weg um Finger 3 den nötigen Platz zu geben.
  • Finger 3
    • kürzester Weg
    • flüssige Bewegung
    • reversible Bewegung
      (hin und zurück Bewegen)

Grundakkorde: C – G7

  • Finger 1 (Finger 2 und 3 bleiben liegen)
    • kürzester Weg
    • von ② zur ① Saite
    • reversible Bewegung
  • Finger 2 und 3 (Finger 1 bleibt liegen!)
    • im Verbund (zusammen) bewegen
    • kürzester Weg
    • reversible Bewegung
  • zeitliche Koordination
    • zuerst nacheinander
      Finger 1 / dann Finger 2 und 3 im Verbund
    • gleichzeitig
      Finger 1 und Finger 2/3 (im Verbund) bewegen sich auseinander
    • reversible Bewegung
      Finger 1 und Finger 2/3 (im Verbund) bewegen sich gegeneinander

Grundakkorde: G – Am

  • Finger 4 weg (abheben)
  • Finger 2 (Finger 3 bleibt liegen!)
    • kürzester Weg: von ⑤ zur ④ Saite
    • reversible Bewegung
  • Finger 3 (Finger 2 bleibt liegen!)
    • kürzester Weg
    • flüssige Bewegung
    • reversible Bewegung
  • Finger 1 greift im 1. Bund ② Saite
  • zeitliche Koordination
    • zuerst nacheinander
      Finger 4 weg / dann Finger 2 und Finger 3 / dann Finger 1 hin
    • gleichzeitig
      Finger 4 weg, Finger 2/3 bewegen und Finger 1 hin
    • reversible Bewegung
      Finger 1 weg, Finger 2/3 bewegen und Finger 4 hin

Wie lerne ich ein Stück oder eine Technik?

» Der Lehrer führt den Schüler zu dem gemeinsam ausgewählten Lernziel. «

Unterricht mit Lehrer

Der Lehrer stuft den aktuellen Stand und die Fähigkeiten des Schülers ein und wählt eine Methode um ein geeignetes Stück oder eine Technik in absehbarer Zeit zu lernen. Der Lehrer führt den Schüler zu dem gemeinsam ausgewählten Lernziel.

Grundsätzlich kann nach Gehör, mit Spielliteratur oder Lehrbuch unterrichtet werden und ist auch online möglich.

» Das Selbsterlernte kann positive Kräfte entfalten … «

Autodidaktisches Lernen

Mit der richtigen Selbsteinschätzung können Tutorials, Spielliteratur oder Lehrbuch selbstführend und selbstverantwortlich gelernt werden. Das Selbsterlernte kann positive Kräfte entfalten und auch einfacher zu kreativen Prozessen führen.

Um ein Stück oder eine Technik nachzuspielen, können selbstgewählte Lernprozesse eingesetzt werden. Vor möglichen Fehlentwicklungen oder einem Abbruch wird man nicht bewahrt. Wenn etwas nicht geht, kann es abgewandelt oder einfach weggelassen werden.

Online-Lernen

Mit Lernvideos (Tutorials) oder Online-Lektionen können Stücke oder Techniken im Internet mit Computer, Tablets oder Smartphones gelernt werden (E-Learning).

Lern-Berater

Für Autodidakten und dem Online-Lernen kann der Lehrer als Berater oder Coach hinzugezogen werden. Dieser kann dann Fragen beantworten und auch Gelerntes kontrollieren und auf einen entwicklungsfähigen Weg bringen. Solche Meetings können monatlich, vierteljährlich oder auch einmalig stattfinden.

Youtube …?

» Ein menschliches Grundbedürfnis: gehört und gesehen zu werden «
 

Jedes YouTube-Video wird wohl seine Gründe haben, warum es hochgeladen wurde und warum es mehr oder weniger gehört und gesehen werden sollte.

Will man die Freude am Musizieren teilen, zeigen dass man es auch kann oder zeigen wie es geht? Ist es Eigenwerbung oder sind es kommerzielle Interessen?

Ein Leitfaden für gute und schlechte Videos gibt es nicht. Es kann ja auch aus kleinen Fehlern oder groben Fehlverhalten gelernt werde. Warum jemand, der gerade ein Gitarrenstück gelernt hat, zeigen will wie es geht, ist vielleicht gut gemeint aber …

Dennoch ist für manche Videos das Abschalten die einzig richtige Massnahme!

Um den Überblick nicht zu verlieren, zeigen die folgenden Beispiele die Originalversion – Urheber oder Quelle des Stückes. Die Coverversionen und Tutorials sind ausgewählte Beispiele, die als mögliche Inspirationen verstanden werden sollen.
 

Classical Gas

Classical Gas · Mason Williams

Ausgewählt aus über 100 YouTube-Videos!
 

Performance

Originalversionen

Mason Williams · Audio 1968

 
Live-Performance 1968

 
Mason Williams · 2018
spielt das Intro und spricht über seine Gitarre und sein Stück.


Coverversion

Tommy Emmanuel
Live-Performance 2011


Guitar Lesson · Guitar Tutorial

 
Carl Brown (2014) · Klassikgitarre

 
Six String Fingerpicking (2019) · Westerngitarre

 
André van Berlo (2018)
How To Play… Tommy Emmanuel

Windy and Warm

Windy and Warm · John D. Loudermilk

Ausgewählt aus über 100 YouTube-Videos!
 

Performance

Originalversionen

John D. Loudermilk
spielt sein Windy and Warm

 
Chet Atkins
von ihm ist der 3. und 4. Teil


Coverversion

Tommy Emmanuel (2016)


Guitar Lesson · Guitar Tutorial

 
Doc Watson's Guitar Tutorial · Windy and Warm