Begleitgitarre

Alpenländische Gitarrenmusik
» gradaus und verkehrt «

Die Gitarre als Begleitinstrument hat in den Alpenregionen Bayerns und Österreichs traditionell einen festen Platz. Neben der Gesangsbegleitung wird die Begleitgitarre auch in der Stubenmusik zusammen mit Zither, Hackbrett, Melodiegitarre, Harfe und Kontrabass gespielt.

Die typische Spielweise, insbesondere das Abstoppen der Bässe und Nachschläge, erfordert Grundkenntnisse der einzelnen Bewegungsabläufe der Anschlagstechniken. Grundsätzlich gibt es unterschiedliche Begleittechniken für Boarische, Polka (Schnellpolka), Halbwalzer (Walzer), Landler und Liedweisen.

» ›Aus dem Hut‹ begleiten! «

Der Ansatz einer improvisierten Begleitung, „mehr oder weniger improvisierte Art" (Sepp Eibl) oder „Ich wollte mir eigentlich die Freiheit bewahren, bei jedem mal Spielen, was anderes zu spielen.“ (Klaus Karl), setzt die verschiedenen Möglichkeiten bzw. Elemente einer Begleitung voraus.

Akkorde

Grundakkorde

Die Grundakkorde gehören zu den Grundlagen des Gitarrenspiels und werden hauptsächlich zum Begleiten verwendet.

Für die alpenländische Begleitgitarre ist die Griffweise der Akkorde A7 und E7 für eine optimale Stimmführung bei Nächtschlägen angepasst.

Beachte auch die Fingersätze unter den Griffbildern. Die Standardschreibweise der Akkorde ist englisch, der Tonname B (englisch) entspricht dann H (deutsch).

Mehr über Akkordbezeichnungen, Griffbilder und FingersätzeLinkpfeil

Da in Instrumentalstücken meist nur die I. Stufe (Tonika) und die V. Stufe (Dominante) verwendet werden, sind diese paarweise dargestellt.

Der F-Akkord kann auch mit dem großen Barré über alle sechs Saiten gegriffen werden.

Akkordfolgen

In den Akkordfolgen ist der harmonische Verlauf der einzelnen Teile eines Stückes zu erkennen.

» Khrade und Vadrahte «

aus dem Salzkammergut
I. und V. Stufe

Die I. Stufe ist ein Dur-Akkord und wird auch Tonika genannt. Die V. Stufe ist ein Dominantseptakkord (V7) und wird auch Dominante genannt.

Mit gradaus (Khrade) wird die Akkordfolge bezeichnet, die mit der I. Stufe (Tonika) beginnt.

||I
| V7
| V7
| I
|
| I
| V7
| V7
| I
||
||I
| I
| V7
| I
|
| I
| I
| V7
| I
||

Mit verkehrt (Vadrahte) wird die Akkordfolge bezeichnet, die mit der V. Stufe (Dominante) beginnt.

||V7
| I
| V7
| I
|
| V7
| I
| V7
| I
||

Übertragung in die für die Begleitgitarre gebräuchlichen Tonarten:

Tonart Tonika Dominante
I. Stufe V. Stufe
C-Dur C G7
G-Dur G D7
D-Dur D A7
A-Dur A E7
E-Dur E B7 (H7)
F-Dur F C7

Beispiele

8-taktige Akkordfolgen

Die 8-taktige Akkordfolge wird hauptsächlich im Boarischen und im Landler verwendet. Die ersten 4 Takte wiederholen sich. Der Ablauf eines 8-taktigen Stückes ist also an den ersten beiden Takten eindeutig zu erkennen.

Beispiele in C-Dur:

gradaus 1 *)

|| C
| G7
| G7
| C
|
| C
| G7
| G7
| C
||

gradaus 2 *)

|| C
| C
| G7
| C
|
| C
| C
| G7
| C
||

verkehrt

|| G7
| C
| G7
| C
|
| G7
| C
| G7
| C
||

*) In meinem Lehrbuch unterscheide ich zwischen gradaus 1 und gradaus 2. In der 8-taktigen Folge beginnt gradaus 1 mit einem Takt der I. Stufe und gradaus 2 mit zwei Takten der I. Stufe.


16-taktige Akkordfolgen

Die 16-taktige Folge wird hauptsächlich im Halbwalzer und in der Polka verwendet. Die Takte der 8-taktigen Folge werden verdoppelt und die ersten 8 Takte wiederholt. So ist der Ablauf eines 16-taktigen Teils an den ersten drei Takten eindeutig zu erkennen.

Beispiele in C-Dur:

gradaus 1

|| C
| C
| G7
| G7
|
| G7
| G7
| C
| C
|
| C
| C
| G7
| G7
|
| G7
| G7
| C
| C
||

gradaus 2 *)

|| C
| C
| C
| G7
|
| G7
| G7
| G7
| C
|
| C
| C
| C
| G7
|
| G7
| G7
| G7
| C
||

verkehrt

|| G7
| G7
| C
| C
|
| G7
| G7
| C
| C
|
| G7
| G7
| C
| C
|
| G7
| G7
| C
| C
||

*) Es können auch 3 statt 4 Takte verwendet werden.


Ausnahmen

Natürlich gibt es Ausnahmen, in denen weitere Akkordwechsel, halb- oder ganztaktig, hinzugefügt werden können.

Formen

Die Form zeigt die Struktur bzw. die Folge der einzelnen Teile eines Musikstückes.

3-teilige Form

Die traditionelle Form besteht aus drei Teilen, die mit Großbuchstaben bezeichnet werden.

  • A Der erste Teil ist der Hauptteil und gibt die Tonart des Stückes an.
  • B Im zweiten Teil steht die Tonart im Quintverhältnis zum ersten Teil.
  • C Im dritten Teil, auch Trio genannt, steht die Tonart im Quartverhältnis zum ersten Teil.

Die drei Teile werden nacheinander gespielt und jeweils wiederholt. Zwischen den Teilen B und C und nach dem Teil C wird der Teil A wiederholt. Für weitere Wiederholungen gibt es keine Regeln.

Folge: A A B B A C C A


Die folgende Grafik zeigt ein Musikstück in C-Dur in der Form einer traditionellen 3-teiligen Folge.

Teil A in C-Dur
Teil B in G-Dur
Teil C in F-Dur


Mehrteilige Form

Ein mehrteiliges Stück, das aus ein- oder zweiteiligen Einzelstücken zusammengesetzt ist, wird auch als »Partie«, Halbwalzerpartie oder Landlerpartie bezeichnet.

Die aneinandergereihten Teile werden nummeriert und wiederholen sich. Sie können in derselben Tonart oder im Quartverhältnis aufeinander folgen.

 

Quintenzirkel

Der Quintenzirkel (Quintverhältnis im Uhrzeigersinn) oder Quartenzirkel (Quartverhältnis gegen den Uhrzeigersinn) zeigt die theoretische Beziehung zwischen den Tonarten bzw. Akkorden. Außerhalb des Kreises sind die Durtonarten mit Großbuchstaben, innerhalb des Kreises die parallelen Molltonarten mit Kleinbuchstaben dargestellt.

ONLINE-LEKTIONEN

Online-Lektionen sind neu konzipierte Lehrgänge zum effizienten und effektiven Erlernen eines Musikstückes und der dazugehörigen Gitarrentechnik. Ziel ist es, in absehbarer Zeit ein Gitarrenstück so zu spielen, dass es auch vorgetragen oder aufgenommen werden kann.

Die Audiodateien zu den Noten/Tabulaturen sind in langsamem und mittlerem Tempo eingespielt und ermöglichen auch das Mit- oder Nachspielen nach Gehör. Mit Hilfe der Videos ist es möglich, das ganzheitliche Spiel mit Greif- und Anschlagshand zu verfolgen.

ONLINE-LEKTIONENNeuen Tab öffnen

Zillertaler Boarischer

Der Zillertaler Boarischer, ein typisches altbairisches Volksmusikstück, stammt aus überlieferten Musikantenhandschriften.
Zillertaler BoarischerNeuen Tab öffnen

Bauerntanz & Dreher

Der Bauerntanz & Dreher verbindet alte Volksmusik aus dem 16. Jh. mit dem traditionellen Boarischen und Dreher aus dem 19. Jh.
Bauerntanz & DreherNeuen Tab öffnen

Alpler Polka

Lerne am Beispiel der Alpler Polka die einfachst mögliche Polkabegleitung und füge dann passende Wechselbassvarianten, Bassdurchgänge, Bassläufe und Schlussvarianten hinzu.
Alpler PolkaNeuen Tab öffnen

Boarischer

Aus dem Lehrbuch:
Alpenländische Gitarrenmusik · Gitarrenbegleitung 1

Noten/Tab

Akkorde


Basisbegleitung

Der Boarische wird im 2/4-Takt notiert und in Grund- und Nachschläge aufgeteilt.

Grundschläge: Wechselbass
Nachschläge: dreistimmige Akkorde


Akkordfolge

gradaus 2

|| C
| C
| G7
| C
|
| C
| C
| G7
| C
||

Gitarrenbegleitung 1

Lehrbuch von René Senn

Grundlegende Begleittechniken für Boarische, Polka, Halbwalzer (Walzer), Landler und Liedweisen in den für die Gitarre gebräuchlichsten Tonarten E-, A-, D-, G-, C- und F-Dur.

  • Lehrbuch mit Noten und Tabulaturen · 158 Seiten
  • Begleittechniken
  • Bassläufe
  • Praktisches Begleiten
  • Theorie
  • Videoclips online
  • Hörbeispiele / Playalongs online

Im Anhang befinden sich einfache einstimmige Spielstücke, die in alle Tonarten transponiert werden können, sowie zwei dreiteilige Originalbeispiele - Boarischer (Trad.) und Steffibauer-Walzer (Trad.).

Das Lehrbuch ist als PDF-Datei oder als Ringbuch im Online-Noten-Verlag erhältlich. Lernvideos und Hörbeispiele sind online verfügbar.

Praktische Gitarrenbegleitungen

Grundsätzlich unterscheide ich zwischen dem »Mitspielen« und dem »Dazuspielen« einer Begleitung. Mitspielen bedeutet, mit einer Begleitung unisono (gleichstimmig, identisch) zu spielen. Dazuspielen heißt, zu einer Melodie (ohne Begleitung) eine Begleitung zu spielen.

Mitspielen

Das Nachspielen von Gitarrenbegleitungen ist ein unerlässlicher Weg, um Inspirationen zu finden und sich weiterzuentwickeln.
GITARRENTRIOLinkpfeil
GITARRENDUOLinkpfeil

Dazuspielen

Um Gitarrenbegleitungen praktisch üben zu können, bieten sich unbegleitete Melodien an. Man findet sie dort, wo man sie nicht vermutet.
MELODIEGITARRELinkpfeil

Praxis 1

Um praktische Erfahrungen mit der Gitarrenbegleitung im Zusammenspiel mit verschiedenen Instrumenten und Besetzungen zu sammeln, besteht die Möglichkeit, über YouTube-Videos mitzuspielen oder dazuzuspielen.

Die Auswahl der 12 Spielstücke spiegelt ein breites Spektrum der alpenländischen Volksmusik in Bayern und Österreich wider. Sei es der von Hubert Fuchs perfekt langsam gespielte »Harfen Boarischer«, die von den Vielsaitigen erfrischend gespielte »Stubenfliegen Polka«, der von den D'Stommtischsängern herzergreifend gesungene Jodler in »s'Diandl is wunderschee« oder die von Rudi Pietsch, Herbert Pixner und Martin Regnat mitreißend gespielte Baorische »Die lustige Schwoagerin«.

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