Gitarre stimmen

Drei Methoden, die Gitarre zu stimmen

Mit dem Stimmgerät stimmen

Für den Anfang empfehle ich, die Gitarre mit einem Stimmgerät zu stimmen. Sehr praktisch sind kleine Stimmgeräte, die man mit einem Clip am Kopf der Gitarre befestigen kann (Bild).

Stimmgeräte gibt es auch als Apps für Handys:

  • Android Handy: Tuner - gStrings (kostenlos)
  • iPhone: Guitar Tuna (kostenlos)

Tonnamen der Saiten

Tonnamen der Saiten

Merksatz: Ein Anfänger Der Gitarre Hat Eifer

Hinweis: Die Stimmgeräte bezeichnen die H-Saite mit dem englischen Tonnamen B.
Tonname: H (deutsch) = B (englisch)

Praktische Tipps

Wenn man den Knopf der Mechanik zu wenig oder zu vorsichtig dreht, kann es sein, dass die Saite nicht reagiert, weil die Verzahnung der Mechanik etwas Spiel hat.

Damit das Stimmgerät den Ton gut erfassen kann, sollte ein möglichst lauter und klarer Ton angeschlagen werden. Das geht am einfachsten mit dem Daumen.

Wenn der Zeiger oder die Digitalanzeige des Stimmgeräts etwas unruhig hin und her schwingt, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass die Saite alt und abgenutzt ist und erneuert werden sollte.

Stimmgabel

Stimmen nach Gehör

Das Stimmen nach Gehör beruht auf dem Vergleich zweier Saiten mit gleichen Tönen, die nacheinander angeschlagen werden.

Beispiel: Der Ton e1 der ① Leersaite wird mit dem gleich hohen Ton e1 der ② Saite im 5. Bund gestimmt.

Hinweis: Wie dieses erste Beispiel schon zeigt, wird die absolute Tonhöhe verwendet, um den Vergleich der Töne eindeutig zu bestimmen.

Die Gitarre kann einfach so gestimmt werden, dass sie »in sich stimmt«. Beim Zusammenspiel mit anderen Instrumenten wird als Referenzton der Kammerton (a1 = 440 Hz) mit der Stimmgabel (Bild oben) als Hilfsmittel verwendet.

Methode

Diese Methode zeigt, wie mit einer Stimmgabel gestimmt wird. Grundsätzlich kann jeder beliebige Ton mit einem anderen Instrument gestimmt werden und auch eine andere Reihenfolge, z.B. von der tiefsten zur höchsten Saite.

In der folgenden Darstellung werden die Saitenpaare, die tiefer klingende Saite im 5. Bund mit der höher klingenden Leersaite verglichen. Ausnahme: Saitenpaar ② ③ im 4. Bund.

Stimmen nach Gehör
  • Die e1-Saite im 5. Bund nach dem Kammerton der Stimmgabel a1 stimmen.
  • Die h-Saite im 5. Bund nach der e1-Leersaite stimmen.
  • Die g-Saite im 4. Bund (Ausnahme!) nach der h-Leersaite stimmen.
  • Die d-Saite im 5. Bund nach der g-Leersaite stimmen.
  • Die A-Saite im 5. Bund nach der d-Leersaite stimmen.
  • Die E-Saite im 5. Bund nach der A-Leersaite stimmen.

Praktische Tipps

Es sollte bewusst zwischen Klangfarbe und Tonhöhe unterschieden werden. Für das Stimmen ist nur die Tonhöhe entscheidend. Der Klang einer Leersaite ist immer etwas heller als der Klang einer gegriffenen Saite.

Je näher zwei Töne gleicher Tonhöhe beieinander liegen, desto schwieriger ist es zu entscheiden, ob der Ton stimmt, fast stimmt oder nicht stimmt. Bei fast gleichen Tönen treten Schwebungen auf, die dann sozusagen »herausgedreht« (Drehen an den Mechaniken) werden können. Um praktisch überhaupt zu verstehen, was Schwebungen sind, empfehle ich, das Stimmen mit Flageoletttönen zu lernen. Bei fast gleichen Flageoletttönen treten die Schwebungen viel lauter auf und können besser wahrgenommen werden.

Saitenschwingungen

Stimmen mit Flageoletttönen

Das Stimmen mit Flageoletttönen setzt das Spielen bzw. das Erzeugen von Flageoletttönen voraus, was als Gitarrentechnik nicht einfach zu erklären und umzusetzen ist. Ein theoretisches Verständnis der Tonhöhe von Flageoletttönen ist sehr hilfreich.

Flageoletttöne erzeugen

Die Saitenlänge zwischen den Auflagepunkten von Sattel und Steg wird Mensur genannt und beträgt 65 cm (Standardmensur für Konzertgitarren).

Der am einfachsten zu erzeugende Flageolettton liegt im Saitenteilungspunkt ½ über dem 12. Das ist die Mitte einer schwingenden Leersaite zwischen Steg und Sattel. Ein Finger der Greifhand berührt mit der Fingerkuppe die Saite genau über dem 12. Bund und wird mit dem Daumen oder einem Finger der Anschlagshand nahe am Steg angeschlagen. Unmittelbar nach dem Anschlag wird die Fingerkuppe von der Seite abgehoben, damit sich der Flageolettton entfalten kann.

Hinweis: Die Fingerkuppe berührt nicht den 12. Bund, sondern genau darüber!

Saitenschwingungen

Die folgende Methode verwendet Flageoletttöne im Teilungspunkt ⅓ über dem 7. Bund und im Teilungspunkt ¼ über dem 5. Bund.

Methode

Das Stimmen mit Flageoletttönen beruht auf dem Vergleich zweier Saiten mit gleich hohen Tönen.

Stimmen nach Gehör
  • Der Flageolettton e1 auf der E-Saite über dem 5. Bund ist gleich dem Flageoletton auf der A-Saite über dem 7. Bund.
  • Der Flageolettton a1 auf der A-Saite über dem 5. Bund ist gleich dem Flageoletton auf der d-Saite über dem 7. Bund.
  • Der Flageolettton d2 auf der d-Saite über dem 5. Bund ist gleich dem Flageoletton auf der g-Saite über dem 7. Bund.
  • Der Flageolettton h auf der E-Saite über dem 7. Bund ist gleich der h-Leersaite mit normaler Anschlag.
  • Der Flageolettton e1 auf der E-Saite über dem 5. Bund ist gleich der e1-Leersaite mit normaler Anschlag.

Praktische Tipps

Nach der Erzeugung der Flageoletttöne, der beiden zu vergleichenden Seiten, erklingen diese weiter und die Greifhand kann während des Weiterkingens das Stimmen - das Drehen an den Mechaniken - vornehmen. Die bei den Flageoletttönen gut hörbaren Schwebungen können sozusagen »herausgedreht« werden.

Theoretische Grundbegriffe

Die Standardstimmung von Saiteninstrumenten wird auch als Accordatura und die Abweichung von der Standardstimmung als Scordatura (Umstimmung) bezeichnet.

Beispielsweise wird das Umstimmen der 6. Saite auf D, auch Dropped-D-Tuning genannt, als Scordatura bezeichnet. (Siehe auch Absolute Tonhöhe / Scordatura)

Stimmton

Die Stimmgabel ist das Instrument, das den genormten Stimmton erzeugt:

  • Kammerton a1 = 440 Hz (Hertz)
  • geforderte Genauigkeit: ± 0,5 Hz

Klangfarbe

Als Klangfarbe bezeichnet man den unterschiedlichen Klang von Musikinstrumenten. Zum Beispiel ist die Klangfarbe einer Geige etwas heller als die einer Gitarre.

Die Klangfarben einer Gitarre werden auch als Register der Gitarre bezeichnet:

  • Anschlag nahe am Steg = harter Klang
  • Anschlag über dem Schalloch = normaler Klang
  • Anschlag über dem Griffbrett = weicher Klang

Schwebungen

Schwebungen entstehen durch Überlagerung von Schwingungen annähernd gleicher Tonhöhe (Frequenz). Dieses Phänomen äußert sich als Tonhöhenschwankung. Bei geringem Frequenzunterschied als an- und abschwellende Lautstärke, bei größerem Unterschied als eine Art Vibrato bis hin zu einer unangenehm empfundenen Rauheit des Klanges.

Beispielsweise wird bei einer Mundharmonika der Ton so gestimmt, dass ein Vibrato entsteht. Ein Ton wird mit zwei oder drei Lamellen erzeugt, die dann leicht gegeneinander „verstimmt“ werden. Die dabei auftretenden Schwingungen werden als Schwemmung bezeichnet und verleihen dem Instrument einen durchdringenden Klang.

Halbton

Der Halbton oder Halbtonschritt ist das kleinste Intervall unseres Tonsystems. Ein Halbton entspricht dem Intervall einer kleinen Sekunde oder einem Bund auf dem Griffbrett einer Gitarre.

Bei Stimmgeräten wird zur Unterteilung eines Halbtons die Maßeinheit Cent verwendet, mit der auch kleinere Tonhöhenunterschiede bestimmt werden können.

  • Halbton = 100 Cent

Absolute Tonhöhe

Mit der absoluten Tonhöhe werden die Töne in Oktaven eingeteilt und können so eindeutig bestimmt werden.

Die sechs Saiten der Gitarre werden auch 1. Saite, 2. Im Notentext als Fingersatz werden die Saiten mit einer Zahl im Kreis dargestellt: ①. Die 1. Saite ist die am höchsten oder am dünnsten klingende Saite.
Die sechs Saiten der Gitarre werden auch als 1. Saite, 2. Saite usw. bezeichnet. Im Notentext als Fingersatz werden die Saiten mit einer Zahl im Kreis dargestellt: ①. Die 1. Saite ist die am höchstklingende, beziehungsweise dünnste Saite.

Absolute Tönhöhe der Standardstimmung (Accordatura) der Gitarre:

  • ① Saite (E) = e1 (eingestrichenes e)
  • ② Saite (H) = h (kleines h)
  • ③ Saite (G) = g (kleines g)
  • ④ Saite (D) = d (kleines d)
  • ⑤ Saite (A) = A (großes A)
  • ⑥ Saite (E) = E (großes E)

Kurzschreibweise der Standardstimmung: EAdghe1

Scordatura

Das Umstimmen, bezieungsweise andere Stimmungen der Gitarre:

  • Dropped-D: DAdghe1
  • Open-G: DGdghd1
  • Open-D: DAdfishd1
  • DADGAD: DAdgad1